Freitag, 20. November 2015

Lieblingsmensch

Da bist du wieder.
Du Lieblingsmensch. Weg warst du- ein halbes Jahr. Komplett weg. Nachdem wir die letzten 3-5 Jahre unsere Leben ausgetauscht hatten und uns gegenseitig Halt gegeben hatten, passte ich nicht mehr. Sagtest du. Aber das war ok- die Änderung in deinem Leben war gut, so dass ich dachte, dass es ein gutes Ende ist. Nicht ganz so verständlich- aber ok. Die Art und Weise war auch nicht verständlich- aber auch das war ok. So kannte ich dich.
Darüber will ich gar nicht schreiben, du kennst das alles- in und auswendig. So wie ich. Also habe ich mein Leben weitergeführt- ohne Lieblingsmensch. So schnell kann man solche Beziehungen- oder Freundschaften - nicht ersetzen- will ich auch gar nicht.
Eines Tages- ich saß in Düsseldorf in einer Fortbildung - kam eine Nachricht von Dir. Über Twitter gingst du auf meine Tweets ein- nach über einem halben Jahr Funkstille. Und ja, ich habe mich erschrocken. Erschrocken, weil ich nicht wollte, dass das alles nochmal- zum vierten mal- passiert.
Meine Angst war unbegründet. Du hattest dich gemeldet, weil dein Leben eine Lüge geworden ist, weil du in etwas hineingeschliddert bist, dass dir nicht passte. Weil du unzufrieden mit dir warst. Und Hilfe brauchtest. Du warst so ehrlich zu sagen, dass du von mir einen Anstoß erwartest. Anstoß, das konnte ich nicht. Aber ich habe dir meine Meinung zu diesen Themen gesagt und erwartungsgemäß nichts mehr von dir gehört. Erwartungsgemäß? Ja, meine Meinung zu dir war nicht mehr so hoch. Dass du dich danach noch mal melden würdest, kam mir gar nicht in den Sinn. Dass du mir erzählst, wie du dich nun entschieden hast, wäre normal und eigentlich zu erwarten gewesen- aber du bist nicht so.
In den kommenden Monaten hörte ich sehr sehr sehr sporadisch von dir. Lieber wäre mir gewesen, gar nichts zu hören. Oder zu lesen. Bis im Juli, wo du mir wieder erzähltest, dass es dir so unglaublich schlecht gehen würde, du gar nicht wüsstest, wo dir der Kopf stehen würde und du einfach nicht mehr weiterwissen würdest.Nach Außen spielst du den Glücklichen- nach innen bist du unzufrieden. Ich habe mir Sorgen gemacht und dir das auch geschrieben. Wieder höre ich einige Wochen nichts- bis plötzlich Fotos aus dem Urlaub kommen. Hach wie schön, dass du so entspannt deinen Urlaub genießt, während ich mir Gedanken mache, wie es dir geht. Deine Antwort? "Es ist ja auch Streß in Kanada von A nach B zu kommen". Ja. Genau. Ist es. Du Armer!
Wo war mein Lieblingsmensch geblieben- der, den ich kannte? Dieser Mensch, der so fürchterlich arrogant und von sich eingenommen mit mir schrieb- der ist es nicht.
Trotzdem kam zwei Monate später die Zeit, in der du dich immer und immer wieder bei mir gemeldet hast. Du hast angerufen, warst nett, hast dich bemüht- und doch immer wieder den Menschen gezeigt, der sich mir im Sommer zeigte. Arrogant und irgendwie... unmenschlich. Das ist hart, ich weiß- aber mir fällt kein besseres Wort ein. Du bist bemüht, sagst, dass es gut wird. Weil du es willst.
Und jetzt kommt mein Part: Ja, ich will natürlich, dass es wieder meinen Lieblingsmenschen gibt- aber er ist weg. Definitiv. Und er kann es auch nicht mehr werden, weil sein Leben sich geändert hat. Sehe eigentlich nur ich das? Wenn jemand unzufrieden ist mit seinem Leben, unzufrieden mit sich- versucht man nicht herauszufinden, woran es liegt und wie man es ändern kann? Oder *nimmt man hin* und *arrangiert sich* - weil es bequemer ist?
Sicher, es gibt solche Menschen- aber das sind nicht die, die ich respektiere.

Nun stehe ich hier vor der Entscheidung, Ob ich den Bemühungen glauben soll, die niemals zu einem Erfolg führen werden- weil die Leben andere geworden sind.

Unfair.

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